Backbord-Tonne mit eigenem Antrieb
Das Spannendste bei einer Regatta ist oft der Start. Richtig aufregend wird es aber, wenn 14 Dickschiffe aus einem engen Hafenbecken heraus starten sollen. So geschehen am 30. Oktober zum ersten „Volker Stappen Cup“ von Kornwerderzand nach Texel.
Mehr dümpelnd als segelnd startete am Tag vor der Regatta die Sternfahrt des 12. Novembertörns in Richtung Makkum. Schwachwind konnte man die Windverhältnisse an diesem Tag nicht nennen; es war Flaute. Dafür aber schönster Sonnenschein. Und so trafen sich 15 Schiffe im alten Hafen von Makkum. Benedikt wollte eigentlich auch mit 2-3 Schiffen zu uns stoßen, doch da im Markermeer das Wasser bereits um 30 cm abgelassen worden war, kam eines der Schiffe nur mit Schlepphilfe der Seenotretter aus dem Hafen von Hoorn. Leider wurde bei diesem Manöver die Schraube abgerissen und gleichzeitig auch der Zeitplan für Makkum zerrissen.
Für die Regatta am nächsten Tag wurde bereits im Vorfeld eine Bahnverkürzung vereinbart, da die Windverhältnisse nicht besser werden sollten. Zur Erinnerung: Schwachwind und Sonne. So starteten 14 hochmotivierte Dickschiffe von einer Bavaria 50 bis zu einer Nautica 23 um Punkt 10:15 Uhr aus dem Vorhafen von Kornwerderzand in Richtung Texel. Ein faszinierendes Bild, wenn die Boote ihre Startposition suchen und verteidigen um dann im Pulk durch die enge Einfahrt zu starten. Die entgegenkommenden Segler auf dem Weg zur Schleuse hatten ihre Mühe sich durch das Feld der Regatties zu schlängeln, die sich kaum von der Stelle bewegten und unter Segeln mit kaum Fahrt im Schiff auch noch schlecht manövrieren konnten – denn es war ja Schwachwind. Und trotzdem wurde um jeden Meter und um jede Tonne gekämpft.
Und Tonnen entwickeln in einem strömenden Gewässer bei Schwachwind plötzlich ein Eigenleben. So wurde beim Wintergrillen auf Texel (nach dem ersten oder zweiten Bierchen) die Theorie aufgestellt, dass manche Tonnen- besonders die roten Backbordtonnen – einen eigenen Antrieb besäßen und kurz vor Erreichen der Tonne den Kurs des Seglers in gefährlicher Weise kreuzen. Einige Regatties hängten daraufhin ihre Fender raus, andere starteten mal kurz den Motor, um von der gefährlichen Tonne freizukommen.
Der Novembertörn in diesem Jahr stand ganz im Zeichen von Volker Stappen, der kurz vor dem Törn plötzlich und unerwartet starb. Über ihn wurde während des Törns viel gesprochen und unsere Gedanken waren bei ihm – und natürlich auch bei Petra. Er war Mitbegründer des Novembertörns vor über 10 Jahren und hatte noch im letzten Jahre mit der Old Salt die Regatta von Makkum nach Enkhuizen gewonnen. Alle Schiffe trugen Trauerflor an ihren Nationalen und die Regatta fand unter dem Namen „Volker Stappen Cup“ statt. Auch in den kommenden Jahren soll die Regatta in Gedenken an Volker unter diesem Namen stattfinden.
Bericht von Dirk Exner