Todesmutig zum Novembertörn
Mit insgesamt 7 Schiffen – davon 12 Mädels und 31 Jungs – ging es in diesem Jahr auf zum Novembertörn ins Ijsselmeer und die Waddenzee. Ich habe erst in diesem Jahr meinen SBF Binnen und See absolviert. „Todesmutig“ habe ich mich kurz entschlossen zu diesem Törn angemeldet. Meine Erfahrung beschränkte sich bis dato auf die süßen kleinen VB-Jollen des KSC und einen 6-Tages-Trip Anfang Juni über die friesischen Seen mit einer Fox 22 – mit der unglaublichen Länge von 6,5m. Ein Dickschiff kannte ich nur vom sehen und aus dem Theorieunterricht. Jeder erklärte mich für bescheuert in dieser Jahreszeit in diesen Gefilden zu segeln, aber ich habe mich nicht beirren lassen.
Am 28. Oktober ging es dann am späten Nachmittag endlich los und nach vier langen Stunden – warum müssen aber auch immer so viele andere Menschen auf der Autobahn sein – sind wir endlich in tiefster Dunkelheit in Workum angekommen. Nach kurzer Suche haben wir unser Schiffchen gefunden und sind nur noch froh, die Klamotten auszupacken und sich mit der Crew bekannt zu machen. Der Abend wird lang und lustig und irgendwann gehen auch auf unserem Schiff die Lichter aus.
Am nächsten Morgen konnte ich dann bei Tageslicht das erste mal unser „kleines Schiffchen“ in Augenschein nehmen – ich war schwer beeindruckt von unserer Bavaria 50 und dachte nur „oh, oh, ob diese Entscheidung richtig…“. Nachdem unser Skipper Dirk uns in die Geheimnisse des Schiffes eingeweiht hatte, haben wir am späten Vormittag Kurs auf die Lorentzsluizen genommen und dann ging es raus auf die Waddenzee Richtung Texel. Jeder wollte natürlich der Erste im Hafen sein, so dass man immer die anderen Schiffe im Auge behalten hat. Am Nachmittag war das Ziel Hafen Texel erreicht und nach gelungenem Anlegemanöver wurden alle mit einem heißen Glühwein belohnt. Die Sonne hat sich leider den ganzen Tag wacker hinter Wolken versteckt. Nach und nach sind alle Schiffe im Hafen angekommen und es wird lebhaft auf dem Steg. Auf unserem Schiff gehen an diesem Abend die Lichter sehr früh aus, so dass der eine oder andere Besucher vor verschlossenen, dunklen Türen stand.
Dank „Tiden-Timo……
waren wir jederzeit optimal über die Gezeiten im Bilde – dies hieß für uns: Sonntagmorgen 9 Uhr den Hafen Texel mit Kurs Vlieland verlassen… An diesem Tag hatte ich das erste Mal die Möglichkeit, dass Steuerrad zu übernehmen und war verblüfft wie einfach sich die 50 Fuß steuern lassen. Mit Blick auf meine jeweiligen Orientierungspunkte ging es dann raus auf die Waddenzee unterhalb von Texel entlang… Aber was war denn da vor uns zu sehen – die „Old Salt“ war doch tatsächlich vor uns und SOFORT war der Ehrgeiz einiger Herren an Bord angestachelt und es wurde alles versucht, um die anderen einzuholen. Aber obwohl unsere Rudergänger Peter und Doro alles versucht haben, mussten wir uns geschlagen geben. Mit Kurs auf den Hafen von Vlieland haben wir dann auch einige Zeit gespürt, wie „rau“ die Nordsee an diesem Tag gewesen ist und waren froh, dass wir nicht den anderen Kurs oberhalb von Texel eingeschlagen haben. Im Hafen angelangt, gab es erstmal einen netten Schlagabtausch, da natürlich JEDER einen Grund hatte, warum man gewonnen bzw. nicht gewonnen hatte…
Erst an späten Nachmittag, als es schon dunkel wurde, sind die beiden letzten Schiffe, die den Weg oberhalb von Texel gewählt hatten, im Hafen angelangt. Die Fahrt muss recht beschwerlich gewesen sein und es soll auch den einen oder anderen „Ausfall von Personen“ gegeben haben, die keine Witze mögen… Aber auch an diesem Tag sind alle heil und gesund am Etappenziel angelangt.
An diesem Abend war die Besatzung der „Taodao“ fit und mit Wein und Bier ausgestattet wurde um die Schiffe gezogen.
Am Montagmorgen hatten wir eine halbe Stunde mehr Zeit – Hochwasser Texel um 11:35 Uhr – Hochwasser Harlingen 12:35 Uhr – somit hieß es um halb 10 „Leinen los“ mit Kurs auf Harlingen und weiter bis Makkum, mit dem klaren Ziel diesmal als Erstes anzukommen. Leider waren wir aber NICHT die ersten, so dass bei der erstbesten Gelegenheit „abgekürzt“ wurde und somit „der Sieg“ gesichert schien…wir waren sogar so nett und sind unseren Verfolgern kurzzeitig „entgegengekommen“. Ab Harlingen konnten wir nur unter Motor weitergefahren, da wir direkten Wind von vorne hatten und das Fahrwasser zu schmal zum kreuzen war – noch waren wir an der Spitze…
Aber dann kam die Brücke zum Ijsselmeer – diese war noch nicht freigegeben, so dass wir am Ufer festmachen mussten. Nachdem der Brückenwärter angerufen wurde, ging es 10 Minuten später weiter…wir mussten ablegen und diese Gelegenheit haben die anderen Schiffe genutzt und sind ganz frech an uns vorbei gezogen und vor uns in die Schleuse rein – somit war er aus – der Traum!!!
Dafür haben aber die Wolken der Sonne Platz gemacht und wir sind bei strahlend blauem Himmel ins Ijsselmeer eingefahren – etwa 1,5 Stunden später sind wir dann tatsächlich als Erste in den Stadthafen von Makkum eingelaufen.
Das Verlangen der Besatzung……
nach Pommes und Kibbeling führte alle in das wunderschöne Städtchen, wo ein Teil der Crew ein intensives Sonnenbad mit Rahmenprogramm „Was fällt als nächstes runter…?“ genossen hat. Der Rest wurde einkaufen „geschickt“, damit es am nächsten Morgen zum Belag auch Brot geben konnte.
Später sind wir dann in die Marina von Makkum umgezogen, wo bereits die „Old Salt“ angelegt hatte – also Sieg dahin…!!!
Dies war leider der letzte Abend und auch noch Halloween, aber weder Geister, noch der Klabautermann kamen uns besuchen – dafür aber Besatzungen fast aller anderen 6 Schiffe – „Reste vernichten“ war angesagt.
Zu fortgeschrittener Stunde kam der Hafenmeister zu Besuch und hat den Männerchor an Deck gebeten doch etwas leiser zu singen…so nach und nach haben sich dann auch FAST alle auf ihre Schiffe zurückgezogen – nur ein kleiner harter Kern hat wacker in unserem Salon ausgeharrt – viele witzige Begebenheiten wurde ausgetauscht, Bier auf verschlungenen Wegen herbeigezaubert und auch ein Crewmitglied der „Taodao“ wurde gedanklich auf einer Sandbank ausgesetzt. Um 4 Uhr war dann endgültig Ruhe eingekehrt.
Am letzten Morgen lachte die Sonne wieder von einem strahlend blauen Himmel und wir haben die letzte Etappe zurück nach Workum angetreten. Zack, zack raus aus der Box – zweimal um die Ecke und dann hoch die Segel und raus aufs Ijsselmeer. Es lagen noch 2 wundervolle Segelstunden vor uns und ich konnte zum Ende hin noch eine lange Zeit das Steuer übernehmen und habe uns in den Hafen von Workum gebracht.
Nachdem das Schiff sicher in der Box vertäut war, wurde aufgeräumt, es wurden die Reste verteilt und alle haben ihre sieben Sachen gepackt. Nach herzlicher Verabschiedung haben nach und nach alle ihren Heimweg angetreten – diesmal ganz OHNE Stau!!!
Ich habe meinen ersten gültigen Eintrag in meinem Meilenbuch als Grundstock für den SKS, der auf alle Fälle noch folgen wird. Wie ich es auch unserem Skipper Dirk zum Abschied gesagt habe, steht für mich bereits jetzt fest:
„IM NÄCHSTEN JAHR BIN ICH WIEDER DABEI!!!“
Bericht von Michaela